Und, wie oft hast du deine Neujahrsvorsätze schon über den Haufen geworfen?
Statistiken belegen, dass 95% der Menschen ihre Neujahrsvorsätze bis am 15. Januar brechen und somit scheitern.
Aber warum fassen wir überhaupt Neujahrsvorsätze?
Schon bei der Maslowschen Bedürfnispyramide lernen wir: Die Wünsche des Menschen sind unabdingbar. Übersetzt: Wir sind nie zufrieden!
Deshalb verspüren wir auch den stetigen Wunsch nach Veränderung. Beginnt am 1. Januar ein neues Jahr, verspüren wir die Chance auf einen Neustart. Deshalb machen wir uns Neujahrsvorsätze im Januar und nicht im Juli.
Das Problem mit der Veränderung
Fassen wir Vorsätze fürs neue Jahr, tun wir das meist aus den falschen Beweggründen. Wir wollen uns verändern.
Aber ich verrate dir was: Veränderung passiert automatisch.
- Die Wirtschaft verändert sich.
- Die Politik verändert sich.
- Unser Körper verändert sich.
- Die Natur verändert sich.
- Die Technologie verändert sich.
- Der Vollmond verändert sich.
Veränderung passiert automatisch. An unserer Entwicklung müssen wir arbeiten!
Das Problem mit der Wunschliste
Wenn wir Neujahrsvorsätze fassen, machen wir eigentlich eine Wunschliste.
- Ich möchte aufhören zu rauchen.
- Ich möchte abnehmen.
- Ich möchte regelmäßig schreiben.
Das Problem dabei? Wir sind nicht überzeugt, bekennen uns nicht dazu.
Wir drängen uns für ein paar Tage, die gemachten Vorsätze einzuhalten. Leider funktioniert das nicht und im nächsten Jahr lassen wir die Vorsätze gleich ganz weg, denn wir wollen uns schließlich nicht selber enttäuschen.
Anziehung ist gefragt
Um etwas durchzuziehen, brauchen wir gute Gründe. Wir müssen einen Beschluss fassen und uns darauf fokussieren.
Wir brauchen ein Ziel, eine Vision: etwas, das uns anzieht!
Denn wenn wir uns zu etwas zwingen, drängen oder überwinden müssen, brauchen wir Willensstärke und die hält meist nicht lange an (gemäß Statistik bis zum 15. Januar).
Schaffen wir es hingegen, einen Vorsatz so interessant zu machen, dass wir unbedingt daran arbeiten wollen, er uns anzieht, wir es abends kaum erwarten können einzuschlafen, um morgens wieder daran arbeiten zu können – dann, ja dann werden wir es schaffen.
Aber was hat das mit unserer Schreibroutine zu tun?
Genau wie mit den Neujahrsvorsätzen, muss ich dafür sorgen, dass ich unbedingt schreiben will. Ich brauche einen Grund, eine Vision, die mich anzieht.
Will ich in nützlicher Frist ein Buch schreiben, komme ich etwas nicht herum: eine Schreibroutine.
Nichts hat mein Leben als Schreiberling dermaßen verändert, wie das Entwickeln einer Schreibroutine.
Der Trick dabei?
Mach Schreiben zur Gewohnheit
Ich putze morgens, mittags und abends die Zähne. Mache ich das ausnahmsweise nicht, habe ich ein schlechtes Gewissen.
Warum? Weil ich mir darüber im Klaren bin, warum ich mir meine Zähne putze. Es gehört zu meiner Tagesroutine. Ich weiß, dass Zähneputzen gut für mich ist, und habe es mir deshalb angewöhnt.
Als Kind war das ganz anders. Ich habe Zähneputzen gehasst und versucht es zu vermeiden, wo es nur ging. Ich habe den Sinn dahinter nicht erkannt.
Mit dem Schreiben funktioniert das genau gleich. Ich habe mir Schreiben angewöhnt. Ich schreibe jeden Tag mindestens 500 Worte, und zwar egal, ob ich gerade an einem Buch arbeite oder nicht (wenn ich dann wirklich an einem Buch arbeite, dürfen es gerne mehr werden).
Ich weiß, warum ich schreibe und was es mir bringt.
Es gehört zu meinem Alltag – wie das Zähneputzen. Lasse ich einen Tag aus, habe ich ein schlechtes Gewissen.
Ich weiß, das ist alles so leicht daher gesagt. Deshalb präsentiere ich dir 4 Schritte, die es dir ermöglichen ab heute eine Schreibroutine zu entwickeln, die zur Gewohnheit wird.
Schritt 1: Analyse
Analysiere deine Leistungskurve
Als ich noch angestellt war, hatte ich einen Bürojob. Morgens habe ich jeweils die komplizierten und unangenehmen Arbeiten erledigt.
Warum? Weil ich genau wusste, dass ich nach dem Mittagessen für nichts zu gebrauchen bin. In dieser Zeit habe ich mich dann, falls möglich, mit anspruchsloseren Arbeiten beschäftigt.
Ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass ich morgens sehr gut arbeite und dann auch abends wieder. Aber am Nachmittag würde ich am liebsten anderes tun.
Seit ich selbständig bin, mache ich das auch so. Ich arbeite am Nachmittag nicht, jedenfalls nicht, wenn ich nicht unbedingt muss.
Würde ich nun beschließen, meine Schreibroutine in den Nachmittag zu verlegen, würde ich vermutlich verzweifeln.
Klar, ich könnte es mir angewöhnen, aber ich würde damit eine Menge Zeit verschwenden, da meine persönliche Leistungskurve am Nachmittag am schwächsten ist.
Du kennst dich am besten und weißt, wann du am besten funktionierst. Versuch deine Schreibroutine in einem dieser Fenster unterzubringen.
Falls du jetzt die Hände über dem Kopf verwirfst und ich habe doch keine Zeit schreist, lies dir doch mal diesen Beitrag von Walter auf Schreibsuchti.de durch.
Analysiere deinen aktuellen Schreibprozess
Stell dir folgende Fragen:
- Wie regelmäßig schreibe ich? (Täglich, ab und zu, 5x in der Woche)
- Wie viele Wörter täglich?
- Wie lange? (Unterschiedlich, eine Stunde täglich)
- Womit? (Von Hand, Computer)
- Was will ich damit erreichen? (Ein Buch, eine Kurzgeschichte, Gedichte?)
- Warum schreibe ich? (Will ich reich werden, zur Selbsterfüllung, beruflich, etc.?)
- Wo schreibe ich? (Bürotisch, Couch, im Bett, im Bistro, im Zug?)
- Wann schreibe ich? (Tageszeit)
- Habe ich eine Struktur oder gehe ich nach Lust und Laune vor? (Mal morgens, mal gar nicht, mal abends, mal eine halbe Stunde, mal fünf Minuten)
- Welche Ausreden habe ich, um nicht zu schreiben? (Keine Zeit, keine Muse, meine Lieblingsserie kommt im Fernsehen)
- Was tue ich, bevor ich schreibe? (Kaffee/Tee kochen, Essen, Joggen)
Sei unbedingt ehrlich zu dir selber! Wenn du dich schon bei der Analyse belügst, kannst du es gleich vergessen!
Mach dir deine Gedanken und schreib es dir auf! Aufschreiben deshalb, weil du es dadurch schwarz auf weiß hast!
Schritt 2: Rituale prüfen
Ich treibe regelmäßig Sport. Als ich noch angestellt war, konnte ich mir meine Tage nicht frei einteilen, somit blieb unter der Woche jeweils nur der Abend übrig, um zu joggen oder mich aufs Rad zu schwingen.
Aber wer kennt das nicht, du nimmst dir etwas vor, kommst dann nach Hause und bevor du dich versiehst, hängst du schon vor der Glotze oder machst sonst was, das du dir gar nicht vorgenommen hast.
Um dieser Falle zu entgehen, habe ich mich zuhause als Erstes gleich in die Sportklamotten gestürzt. Dieser einfache Schritt hat dazu geführt, dass ich in den Sportmodus umgeschaltet habe.
War ich erstmal im Sportmodus, konnte ich anderen Verlockungen widerstehen, habe Sport gemacht und mich danach gut gefühlt.
Das Anziehen der Sportklamotten war mein Ritual, um mich in den Sportmodus zu versetzen.
Um mich in den Schreibmodus zu versetzen, mache ich mir eine Tasse Kaffee (ausnahmsweise auch Tee) und höre dann anschließend motivierende Musik. Ich habe dafür gar eine Wiedergabeliste auf meinem iPod angelegt. Diese nenne ich liebevoll »Epic Shit«.
Hast du ein Ritual vor dem Schreiben?
Bestimmt gibt es Tage, an denen es dir leicht fällt zu schreiben und an anderen bist du schwach, findest Ausreden und schreibst nicht.
Überleg dir, ob du an den Tagen, an denen dir das Schreiben leicht fällt, etwas anders machst.
Was tust du an diesen Tagen, bevor du jeweils mit Schreiben anfängst?
Falls dir etwas in den Sinn kommt, versuch das ab sofort jedes Mal vor dem Schreiben zu tun. Mach es zu deinem Ritual.
Hast du nichts, überleg dir ein Ritual. Versuchs mit einer Tasse Tee/Kaffee oder mit Musik. Vielleicht hilft es auch, kurz in einem Buch zu lesen, einen Handstand zu machen oder ganz einfach eine bequeme Hose anzuziehen.
Was du genau tust, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du es ab jetzt IMMER vor dem Schreiben tust.
Mach es zu deinem Ritual, um dich in den Schreibmodus zu versetzen.
Schritt 3: Vision kreieren
Was ist deine unwiderstehliche Vision, dein Ziel, wenn’s ums Schreiben geht?
Wir brauchen eine Vision, ein Ziel, etwas, das uns motiviert aufzustehen.
Etwas, das uns anzieht und nicht etwas, das uns drängt.
Wir müssen eine Vision kreieren und uns dazu entschließen, diese umzusetzen!
Beispiel:
Willst du bis Ende Jahr einen Roman auf Amazon veröffentlichen, dann schreib dir das auf.
»Bis am 31.12.201x habe ich mein 100’000 Wörter umfassendes Buch »XY« beim Amazon veröffentlicht.«
So blöd das klingen mag, aber schreib dir das wirklich auf. Bekenn dich dazu!
Lies es jeden Tag laut vor, rede dir das ein.
Nachdem du es laut gelesen hast, schließe die Augen und visualisier es.
- Stell dir vor, wie du vor deinem Computer sitzt und schreibst.
- Stell dir vor, wie du dabei Spaß hast.
- Stell dir vor, wie es ist, wenn du den Namen deines Buches googlest und es findest.
- Stell dir vor, wie deine Freunden und Bekannten dein Buch lesen und dich danach bewundern.
Das sind nur Beispiele, finde deinen eigenen Weg. Aber mach das ab heute jeden Tag!
Schritt 4: Gewohnheiten / Rituale etablieren
Mach »ich sollte« zu »ich muss«
Um Gewohnheiten, respektive Rituale zu etablieren, musst du »ich sollte« zu »ich muss« machen.
Was meine ich damit?
Sobald du etwas unbedingt willst, ist es keine Frage mehr, ob du es machst oder nicht. Du tust es.
Warum? Weil du eine ganz andere Einstellung dazu hast. Wenn ich dir rate, dass du deine »ich sollte« zu »ich muss« machst, meine ich damit, dass du etwas so dringend willst, dass du es aus deiner inneren Überzeugung heraus musst.
Ein (unrealistisches, aber verdeutlichendes) Beispiel:
Stell dir vor, du bekommst die Möglichkeiten, ein ganzes Jahr bezahlten Urlaub zu machen.
Einzige Bedingung: Du musst für fünf Monate jeden Tag, um 04.00h zur Arbeit erscheinen. Schaffst du das, gibt dir dein Chef ein Jahr bezahlten Urlaub, einfach so.
Was machst du? Falls du dieses Jahr bezahlten Urlaub im Austausch für 5 Monate früh aufstehen willst, musst einen Weg finden.
Ob du dabei auf Schlaf verzichtest oder früher ins Bett gehst, spielt keine Rolle. Du willst, du wirst, du MUSST einen Weg finden, um dein Ziel erreichen.
Hebe deine Ansprüche, entwickle dich weiter
Kürzlich habe ich irgendwo diese kleine Geschichte aufgeschnappt.
Ein Mann erinnert sich an einen Zirkusbesuch in seiner Kindheit. Außerhalb des Zeltes wurden vor der Show die Zirkustiere in einer Art Zoo präsentiert. Ob man das gut findet oder nicht, ist eine andere Geschichte. Jedenfalls gab es dort diese zwei Elefanten. Beide standen hinter einem lottrigen Zaun und waren zusätzlich mit einem Seil an einem im Boden eingeschlagenen Pflock angebunden.
Diese beiden Elefanten wurden also lediglich durch ein lächerliches Seil und einen noch lächerlicheren Zaun am Weglaufen gehindert. Wir sprechen hier von zwei ausgewachsenen Elefanten. Hey, das sind die Tiere, die mit ihren Rüsseln Bäume ausreißen!
Aber da die Elefanten von klein auf – als sie tatsächlich noch nicht genügend Kraft hatten – mit diesem Seil an einen Pflock angebunden wurden, haben sie gelernt, dass sie nicht weglaufen können.
Was will ich damit sagen?
Ganz einfach, gib dich nicht mit dem zufrieden, was du hast. Stillstand ist der Anfang vom Ende.
Der Mensch braucht Entwicklung, um zufrieden zu bleiben.
Akzeptiere ich meine Situation, wie sie ist, verhindere ich meine Weiterentwicklung.
Hast du das erstmal begriffen, fällt es dir auch nicht mehr so schwer »ich sollte« zu »ich muss« zu machen.
Gewohnheiten kreieren
Überleg dir Gewohnheiten, die hilfreich sind, um dein Ziel, deine Vision, zu erreichen.
Was musst du täglich anders machen, um zu schaffen, was du willst?
- Musst du früher aufstehen, um dein Schreiben in den Morgen zu verlagern?
- Weniger Trash-TV schauen?
- Mehr Sport machen, um einen Ausgleich zum Schreiben zu erhalten?
- Mehr Schreibratgeber lesen, um deine Schreiblust zu steigern?
- Musst du an einem anderen Ort schreiben?
Mach dir deine Gedanken und fang an auszuprobieren. Du brauchst nicht auf Anhieb die richtige Lösung zu finden. Aber du musst beginnen dich weiterzuentwickeln und aktiv daran arbeiten, gute Gewohnheiten zu finden und zu etablieren.
Fortschritt prüfen
Gewisse Studien sprechen davon, dass man eine Gewohnheit etabliert, indem man etwas für 30 Tage am Stück macht, andere sprechen von 60 und wiederum andere von 90 Tagen.
Fakt ist: Eine Gewohnheit zu etablieren braucht Zeit.
Deshalb: Kontrolliere deinen Fortschritt. Nimm einen Kalender, ein Blatt Papier, leg ein Scrivener Projekt an oder nutze Evernote.
Notiere die Gewohnheiten, die du etablieren willst – in diesem Fall die Schreibroutine.
Dann hake diese täglich, für mindestens 30 Tage am Stück ab. Somit verpflichtest du dich gegenüber dir selber.
Außerdem: Schaffst du es, etwas 30 Tage am Stück zu machen, ist die Chance hoch, dass es schon zur Gewohnheit geworden ist (selbstverständlich kannst du dir auch mehr als 30 Tage vornehmen, jedoch wird die Hürde dadurch höher und die Wahrscheinlichkeit zu scheitern grösser).
Merke: Wille hält nicht an, Gewohnheiten schon.
NEU: Hol dir meinen kostenlosen Schreibfortschritt-Rechner.
Fazit
Eine Schreibroutine zu entwickeln ist leichter gesagt, als getan. Befolgst du jedoch diese 4 Schritte, steigen deinen Chancen, es zu schaffen erheblich an.
Aber machen wir uns nichts vor, die meisten, die diesen Beitrag lesen, werden es trotzdem nicht schaffen. Warum? Weil sie es nicht umsetzen oder nach wenigen Tagen schon aufgeben – noch bevor die Schreibroutine zur Gewohnheit geworden ist.
Irgendwo hab ich mal gelesen, dass es nur zwei Qualen im Leben gibt:
- Die Qual der Reue
- und die Qual der Disziplin.
Reue wiegt Tonnen, Disziplin nicht.
Wie siehst mit dir aus, magst du Tonnen mit dir rumschleppen?
Hilf mit, andere zu motivieren. Wie ist dein Ritual, um in den Schreibmodus zu gelangen! Hinterlasse einen Kommentar!
Viel Erfolg und: auf Wiederschreiben!