Eins ist so sicher, wie das Amen in der Kirche: Will ich ein Buch schreiben, brauche ich Fantasie. Am Anfang jedes Buches steht die Idee.
Nun gibt es zwei mögliche Probleme:
- Ich habe keine Idee.
- Ich habe so viele Ideen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll, geschweige denn, wie ich diese ordnen kann.
Falls du von Ersterem betroffen bist, also keine Ideen hast, dazu habe ich vor Längerem den Beitrag »Mit 3 simplen Tricks zur Buchidee« geschrieben (Beitrag lesen).
Falls du dich in der Lage befindest, viele oder gar zu viele Ideen zu haben: Gratulation! Mir ist es lieber zu viele Ideen zu haben als keine.
Doch viele Ideen zu haben, kann auch Probleme mit sich bringen. Denn ich will und kann ja nicht alle Ideen gleichzeitig verwenden. Außerdem muss ich irgendwie herausfiltern, welche Ideen die besten sind.
Um das zu tun, hilft es zweifellos, seine Ideen aufzuschreiben. Ich kann dir nicht empfehlen, wie du deine Ideen verwaltest, ich kann dir aber zeigen, wie ich es mache.
Ideen finden und verwalten – meine Methode
Grundsätzlich nutze ich für meine Notizen Evernote.
Falls du Evernote nicht kennst, kürzlich habe ich dazu ein Einführungsvideo gemacht:
Außerdem nutze ich auch noch ein Notizbuch. Und zwar ist es so ein geringtes Teil, in dem man auch gleich den Stift befestigen kann.
Warum nutze ich Evernote und ein Notizbuch?
Ganz einfach. Evernote gibt’s als App für Windows, Mac, Smartphones und Tablets.
Deshalb habe ich mein Notizbuch jederzeit dabei, ohne zusätzlich etwas mit mir rumschleppen zu müssen, denn hat man ein Smartphone, hat man das erfahrungsgemäß immer dabei (unter Wasser mal ausgenommen).
Nun bin ich kein Fan vom Notizenschreiben via Smartphone. Aber ich bin Fan von Evernote's Audionotizfunkton.
So kann ich jede Idee auch ohne Schreiben festhalten und später zuhause »auswerten«. Auswerten deshalb, weil ich beim Ideenfinden meist eine Art ewiges Brainstorming betreibe. Der Prozess Ideen festzuhalten ist endlos und gehört zu meinem Leben wie Essen und Trinken. Sobald ich eine Idee habe, zücke ich Evernote und halte sie fest.
Dafür habe ich einen Ordner generelle Ideen.
Suche ich also nach Ideen, gehe ich erst sämtliche alten Notizen durch, die ich in der Vergangenheit gesammelt habe. Meist kristallisieren sich dann ein paar Ideen heraus.
Diese wiederum nehme ich als Basis für mein aktuelles Brainstorming.
Ich versetze mich in inspirierende Lage. Meist mithilfe entsprechender Musik, oft mit einem Kaffee, selten einem Glas Wein (hätte ich eine Badewanne würde ich mich in diese setzen). Dann schnappe ich mir mein Ringbuch, fläze mich in meinen Lieblingssessel und fange an zu fantasieren.
Soll heißen: Ich notiere jeden Gedanken, der mir zum gewünschten Thema in den Sinn kommt. Dummerweise schreibe ich von Hand nicht so schnell, wie ich denken kann. Deshalb kritzle ich die Seiten meines Notizbuchs in dermaßen hässlicher Schrift voll, dass ich sie oft selber nicht mehr lesen kann.
War die Idee aber wirklich gut, kann ich mich anhand des Gekritzelten trotzdem irgendwie erinnern (unser Hirn ist ein Monster!).
Dieser intensive Prozess dauert bei mir, je nach Form und Laune, 30 Minuten bis zu einer Stunde.
In einem nächsten Schritt – aber nicht mehr am gleichen Tag – setze ich mich an meinen Laptop und übertrage die Notizen in Evernote.
Durch diesen Prozess gehe ich alles nochmals durch und selektioniere schon mal vor. Gewisses klingt am nächsten Tag nicht mehr so interessant, wie noch 24 Stunden und 0.9 Promille vorher.
Beim Übertragen erkenne ich meist auch Dinge, die zwar interessant, aber für ein anderes Projekt besser geeignet wären. Für diese habe ich dann wiederum den eben schon genannten Evernote Ordner mit generellen Ideen.
Diesen Prozess wiederhole ich solange, bis ich das Gefühl habe, genug Ideen zu haben, um ein Buch schreiben zu können.
Soviel zum »technischen« Ablauf. Aber wie gehe ich inhaltlich eine Idee an?
Mein Brainstorming – die Themen
Ich bin mir bewusst, dass ich mit diesem Buch Monate beschäftig sein werde. Deshalb ist es wichtig, dass mich das Thema wirklich interessiert.
Im letzten Beitrag habe ich über 15 Fakten berichtet, die man vor dem eigentlichen Buch schreiben kennen sollte.
Im Brainstorming werden wir nun einigen davon wieder begegnen und zugleich herausfinden, warum es nicht schadet, sich vorgängig ein wenig zu informieren.
Charaktere
Ich mache mir Gedanken, auf was für Figuren/Charaktere ich Lust habe. Immerhin schlüpfe ich beim Schreiben in deren Rolle und kann Dinge tun und lassen, die ich privat nicht kann.
Auf was habe ich also Lust? Möchte ich eine pubertierende Studentin, ein kauziger Professor, ein profitgeiler Manager oder gar ein Serienkiller sein?
Um gute Charaktere zu erschaffen, sollte man einiges über sie wissen.
Zum Beispiel:
- Aussehen und körperliche Merkmale
- Familiärer Hintergrund
- Ethnische Abstammung
- Motivation und Ziele
- Konflikte
- Usw.
Oft hilft es bei der Charakterentwicklung, wenn man die Figur fiktiv „interviewt“.
Dazu findest du hier eine Vorlage: Öffnen (Zum Speichern klickst du die rechte Maustaste und wählst dann Link speichern unter…)
⇒Bei Bedarf kannst du die Vorlage vom PDF in das Schreibprogramm deiner Wahl kopieren.
Falls du dir jetzt die Liste ansiehst und überwältigt bist, kann ich dich beruhigen. Es ist nicht nötig, zu jedem Punkt etwas zu wissen. Aber mir hilft es, anhand der verschiedenen Fragen auf Ideen zu kommen.
Schauplätze
Gleiches gilt für die Orte, an denen die Handlungen spielen: die Schauplätze.
- Wo soll die Handlung spielen, worauf habe ich Lust?
- Orientiere ich mich an der Realität oder erfinde ich eine Welt?
Ich mag die Realität und deswegen nehme ich auch immer reale Orte. Selbstverständlich hilft es, wenn man den Ort schon einmal besucht hat.
Ich nehme jedenfalls nur Orte, an denen ich schon war. Es sei denn, der Ort ist für die Handlung nicht sehr wichtig und kann mithilfe Google Maps, Google Earth oder Flickr genügend recherchiert werden.
Genre
Meist fühlt man sich in dem Genre am wohlsten, in dem man sich als Leser auch bewegt. Falls du nicht lesen solltest: Fang besser sofort damit an oder such dir eine andere Beschäftigung als Bücher schreiben.
Wer schreibt, sollte auch lesen. Denn beim Lesen entwickelt man ein Gefühl für die Sprache, man kann zudem das Schreibhandwerk analysieren. Außerdem findet man auch immer wieder Ideen.
Ich wähle also ein Genre, welches mir liegt. Ich lese am liebsten Biografien, Thriller oder Sachbücher (wobei Letztere höre ich, wenn als Hörbuch vorhanden, beim Putzen oder Sport). Für eine Biografie bin ich zu jung und Sachbücher sind ein ganz anderes Thema. Ergo: Ich schreibe Thriller.
Handlung
Hier kommen meine im generellen Ordner (Evernote) abgelegten Ideen zum Tragen. Diese beginne ich dann, mit den oben genannten Punkten zu verbinden.
Erzählperspektive
Will ich ein Buch in der Ich-Form oder in der dritten Person schreiben? Lasse ich mehrere Personen erzählen oder nur eine? Mehr dazu gibts hier nachzulesen.
Wieviel will ich recherchieren?
Je nach Thema, beispielsweise einem Mittelalterroman, kann ein Buchprojekt sehr rechercheintensiv werden. Viele Schriftsteller lieben das Recherchieren. Ich bin kein Riesenfan davon. Deshalb versuche ich Themen zu vermeiden, die zu viel Rechercheaufwand bedeuten.
⇒Erfahrungstipp: Mir hilft es, mir anfangs viele Gedanken über die Figuren zu machen. Habe ich mich für eine oder zwei Hauptfiguren entschieden, merke ich automatisch, dass diese nicht mehr auf jede Idee passen.
Weiterführende Infos im Netz:
- http://de.wikihow.com/Ein-Buch-schreiben
- http://www.andreaseschbach.de/schreiben/fragen/ideen/ideen.html
Nächster Schritt: Ideen ordnen
Habe ich die Brainstorming Phase beendet, geht es darum, Ideen zu ordnen. Meist hilft dieser Prozess gleichzeitig auch, bestehende Ideen zu erweitern und verfeinern.
Bei mir kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem sich ein Zusammenhang aus Figuren und Grundidee herauskristallisiert. An diesem Punkt fange ich an, die Ideen mithilfe von Mindmapping zu ordnen.
Vor längerer Zeit habe ich einen Beitrag über das kostenlose Mindmap Programm XMind geschrieben und dazu zwei Videos gemacht.
Teil 1
Teil 2
Falls du interessiert bist, kannst du XMind hier kostenlos runterladen.
Mittlerweile hat sich in meinem Arbeitsprozess einiges geändert. Unter anderem nutze ich als Schreibprogramm nicht mehr Word, sondern Scrivener (mehr dazu im nächsten Beitrag).
Die Macher von Scrivener bieten auch eine Art Mindmap Programm namens Scapple an.
Achtung: Im Gegensatz zu Scrivener gibt es Scapple jedoch (bis jetzt) nur in englischer Sprache (zudem ist es im Gegensatz zu XMind kostenpflichtig).
Das Programm ist allerdings nicht kompliziert und Englischkenntnisse, nach meiner Meinung, kein Muss. Da ich Englisch beherrsche, kann ich das jedoch nicht abschließend beurteilen.
Der Unterschied zwischen herkömmlichen Mindmap Programmen und Scapple ist, dass man viel »flüssiger« damit arbeiten kann und somit Zeit spart (ich jedenfalls).
Damit du verstehst, was ich meine, habe ich dir zwei Videos herausgesucht.
Dieses Video ist vom Hersteller (literaturandlatte.com), in Englisch und bezieht sich auf die Mac-Version:
Auch ein deutsches Video, das sich zudem auf die Windows-Version bezieht, habe ich auch gefunden:
Selbstverständlich kannst du anstelle einer Software auch ganz einfach Stift und Papier benutzen.
Falls dich Scapple interessieren sollte, hier die Preisübersicht und der Downloadlink für die kostenlose, 30-tägige Testversion:
Fazit
Dies ist mein Prozess, um Ideen zu finden und zu strukturieren. Diesen nutze ich übrigens nicht nur fürs Buch schreiben, sondern auch andere Aspekte meines Berufsalltages (beispielsweise diesen Artikel).
Wie eingangs erwähnt, kann dir keinen goldenen Weg empfehlen, wie DU deine Ideen organisierst und entwickelst.
Ich hoffe jedoch, dass das Demonstrieren meiner Arbeitsweise dir neue Impulse gibt, deine eigene Methode zu finden oder zu verfeinern!
So, das wars für heute. Ich hoffe, der Artikel hat dir weitergeholfen. Kannst du damit etwas anfangen oder hast du eine bessere Methode? Schreib mir einen Kommentar, deine Meinung interessiert mich!
Und denk dran, ein Buch zu schreiben ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und wie beim Marathon wird man mit Training besser – das gilt auch fürs Ideenfinden.
Bis die Tage und: auf Wiederschreiben!