In diesem Beitrag geht es um ein Thema, in dem du dich als Autor zwingend auskennen solltest, nämlich Erzählperspektiven. Denn die Wahl der richtigen Erzählperspektive entscheidet nicht nur, wie deine Leser die Geschichte erleben und empfinden, sondern vor allem auch, wie viel Spaß dir das Schreiben macht.
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Warum ist die Erzählperspektive wichtig?
Jede Geschichte wird durch die Augen eines Erzählers gesehen. Als Autor ist es deshalb wichtig, die verschiedenen Erzählperspektiven zu kennen.
Die Erzählperspektive kann nicht nur beeinflussen, wie die Leser die Geschichte erleben und empfinden, sondern auch, wie viel Freude du selbst am Schreibprozess hast.
Welche 4 Erzählperspektiven gibt es?
Schauen wir uns also die verschiedenen Erzählperspektiven und ihre Regeln genauer an.
Grundsätzlich gibt es vier verschiedene Perspektiven. Allerdings kannst du zwei davon meines Erachtens vernachlässigen. Der Vollständigkeit halber werden wir sie uns aber trotzdem kurz anschauen.
DIE VIER GRUNDLEGENDEN ERZÄHLPERSPEKTIVEN
- Die Ich-Perspektive
- Die beschränkte dritte Person
- Die allwissende dritte Person
- Der allwissende Erzähler (die Gott-Perspektive)
Übrigens, je nachdem, wo du dich informierst, heißen diese Perspektiven unterschiedlich. Häng dich also nicht zu sehr an den Namen auf. Wichtig ist, dass du weißt, wie sie funktionieren.
DIE ICH-PERSPEKTIVE
Die Ich-Perspektive ist relativ selbsterklärend: Du schreibst aus der Sicht des Protagonisten.
Beispiele dafür sind Sätze wie:
»Ich bin aufgewacht. Es war schon hell. Also stand ich auf, zog mich an und schleppte mich zur Kaffeemaschine.«
Diese Perspektive ermöglicht eine besondere Nähe und Intimität zum Leser, da er tief in die Gefühle und Gedanken des Protagonisten eintauchen kann. Allerdings birgt sie auch das Problem, dass der Protagonist die Hauptlast der Geschichte trägt. Es ist unmöglich, Dinge zu beschreiben, die der Protagonist nicht sieht oder selbst erlebt.
DIE DRITTE PERSON
In der dritten Person wird die Geschichte mit »er« oder »sie« oder dem Namen des Protagonisten erzählt.
Beispiele dafür sind Sätze wie:
»Sie stand an der Ampel und wartete ungeduldig, bis es grün wird.«
»Widerwillig klappte er den Laptop zu und lehnte sich nach hinten.«
»Forster schloss die Augen und stellte sich vor, wie es wäre, schon dort zu sein.«
Bei der dritten Person gibt es zwei Formen:
- Die Beschränkte
- Die Allwissende
DIE BESCHRÄNKTE DRITTE PERSON
Die beschränkte dritte Person ist diejenige, die heutzutage am häufigsten vorkommt und der Ich-Perspektive am ähnlichsten ist.
In dieser Perspektive erzählst du nur, was die aktuelle Figur sieht und erlebt.
Du kannst nicht wissen, was nach der nächsten Kurve passiert oder was das Gegenüber in der Szene denkt.
Allerdings springst du normalerweise in einem Buch in mehrere Köpfe. Die Heldin, der Bösewicht, der Chef, die Freundin usw.
Du bist also nicht wie in der ICH-Perspektive nur auf eine Person fixiert und kannst so Informationen in die Geschichte einbringen, die der Protagonist nicht weiß oder wissen kann.
DIE ALLWISSENDE DRITTE PERSON
Bei der allwissenden dritten Person kannst du von Kopf zu Kopf springen und in derselben Szene zwischen den Gedanken verschiedener Charaktere hin und her wechseln.
Diese Form wird heute jedoch selten verwendet, da sie den Leser verwirren kann.
DER ALLWISSENDE ERZÄHLER (DIE GOTT-PERSPEKTIVE)
In der Gott-Perspektive weiß der Erzähler alles über die Geschichte, einschließlich aller Gedanken und Gefühle der Charaktere, zukünftiger Ereignisse, dem morgigen Wetter usw.
Diese Perspektive wird heute kaum noch verwendet. Du kennst sie vielleicht noch aus Märchen.
Und wenn ich vorhin gesagt habe, dass du zwei Perspektiven vernachlässigen kannst, dann habe ich damit die beiden allwissenden gemeint.
REGELN UND TIPPS ZU DEN ERZÄHLPERSPEKTIVEN
Es ist wichtig, die Regeln der gewählten Perspektive einzuhalten, um den Leser nicht zu verwirren.
Wir beschränken uns hierbei auf die Ich-Perspektive und die eingeschränkte dritte Person.
Für beide Perspektiven gilt:
Du schreibst aus der Sicht einer Person. Was diese Person nicht, sieht, hört, fühlt, spürt, schmeckt oder weiß, darfst du nicht in die Geschichte einbauen.
Und das ist auch der große Vorteil der eingeschränkten dritten Person:
Du kannst abwechslungsweise aus der Sicht von verschiedenen Personen schreiben.
Also etwa eine Szene aus der Sicht der Heldin, dann eine Szene aus der Sicht des Schurken, dann eine Szene aus der Sicht einer Nebenperson.
So hast du die Möglichkeit, die Geschichten aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen und kannst verschiedene Handlungsstränge führen.
Bei der Ich-Perspektive bist du auf das Wissen, den Erfahrungsschatz, die Perspektive einer Person beschränkt.
Ich habe noch nie ein Buch gelesen, bei dem aus verschiedenen Ich-Perspektiven erzählt wurde.
Sicherlich gibt es das. Und vermutlich kann es verwirrend werden, falls es schlecht gemacht ist.
Weitere Regeln für die eingeschränkte dritte Person:
- Stelle immer klar, aus welcher Perspektive du diese Szene erzählst. Baue direkt im ersten oder spätestens im zweiten, dritten Satz den Namen des entsprechenden Charakters ein. So weiß der Leser sofort Bescheid, und muss nicht lange raten. Dann kannst du zu er oder sie übergehen.
- Wenn du lange Kapitel hast, schadet es nicht, gelegentlich den Namen wieder zu nennen, um den Leser zu erinnern.
- Kein Perspektivenwechsel innerhalb derselben Szene. Wechsle nicht innerhalb einer Szene die Perspektive. Wenn du in einem Kapitel mehrere Szenen hast, dann solltest du diese Szenen optisch unterteilen, mindestens mit einer Leerzeile. Im Optimalfall machst du sogar ein Sternchen oder ein anderes Symbol dazwischen, sodass der Leser wirklich weiß, dass wir in einen anderen Kopf wechseln.
Wähle die Perspektive, mit der du dich am wohlsten fühlst.
Falls du unsicher bist, wähle die beschränkte dritte Person, da sie am einfachsten zu handhaben ist.
VERGANGENHEIT ODER GEGENWART?
Ein weiterer Aspekt, den du bei der Wahl deiner Erzählperspektive berücksichtigen solltest, ist die Zeitform.
Schreibst du dein Buch in der Vergangenheits- oder in der Gegenwartsform?
Schau, was in deinem Genre am gängigsten ist. Überleg dir auch, was du als Leser bevorzugst.
Im Zweifelsfall nimm die Vergangenheitsform, da sie am häufigsten ist.
Die Wahl der richtigen Erzählperspektive und das Einhalten der Regeln sind entscheidend, wie die Leser die Geschichte erleben. Außerdem kann es beeinflussen, wie viel Freude du beim Schreiben hast.
FAZIT
Egal, was du tust, welche Perspektive du wählst, oberstes Gebot ist, den Leser nicht zu verwirren. Das Letzte, was du als Autor willst, ist, dass der Leser ständig Textpassagen zweimal lesen muss, um den Faden nicht zu verlieren.
UND: Jede Regel ist da, um gebrochen zu werden. Aber bitte nur, wenn du weißt, was du tust!
So, jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Schreiben!