Kennst du das? Du sitzt vor deinem Computer, willst schreiben, aber es geht einfach nicht voran. Du tippst, löschst wieder, probierst es erneut – und gibst schließlich frustriert auf.
Wenn dir das bekannt vorkommt, dann liegt es möglicherweise daran, dass du mit der falschen "Stimme" schreibst. Lass mich erklären, was ich damit meine.
Die zwei Stimmen in unserem Kopf
Beim Schreiben gibt es zwei unterschiedliche Zustände oder "Stimmen", die unser Schreibverhalten bestimmen:
- Die kreative Stimme
- Die kritische Stimme
Die kreative Stimme – Dein Flow-Zustand
Die kreative Stimme ist der Zustand, in dem das Schreiben wie von selbst läuft. Du kennst das vielleicht:
- Du bist völlig im Flow
- Die Worte sprudeln nur so aus dir heraus
- Du kannst kaum so schnell tippen, wie die Ideen kommen
- Schreiben fühlt sich leicht und natürlich an
In diesem Moment schreibst du mit deinem kreativen Hirn oder Unterbewusstsein. Es ist der Zustand, in dem barrierefrei geschrieben wird – ohne Filter, ohne Selbstzensur.
Die kritische Stimme – Die Spaßbremse
Im Gegensatz dazu steht die kritische Stimme. Sie äußert sich durch:
- Ständiges Hinterfragen des Geschriebenen
- Selbstzweifel
- Sorgen darüber, was andere denken könnten
- Perfektionismus und Korrekturwahn
Die kritische Stimme ist eigentlich dazu da, uns zu schützen. Sie ist dieselbe Stimme, die uns davon abhält, für ein Selfie zu nah an einer Klippe zu stehen. Beim Schreiben kann sie jedoch zum Hindernis werden.
Wann nutzen wir welche Stimme?
Die Kunst liegt darin, zum richtigen Zeitpunkt die richtige Stimme zu aktivieren:
Die kritische Stimme ist perfekt für:
- Korrekturlesen
- Überarbeitung
- Planung und Outline
- Strategische Entscheidungen
Die kreative Stimme benötigen wir für:
- Den ersten Entwurf
- Freies Schreiben
- Entwicklung neuer Ideen
- Flow-Zustand
Tipps, um in die kreative Stimme zu kommen
Es gibt verschiedene Methoden, um in den kreativen Zustand zu gelangen. Hier sind einige bewährte Techniken:
- Cycling-Prozess:
- Lies dir das Geschriebene vom Vortag durch
- Überarbeite es leicht
- Nutze den Schwung, um weiterzuschreiben
- Falls du mehr über den Cycling-Prozess erfahren willst, könnte dich mein Kurs Drauflosschreiben einfach lernen interessieren.
- Rituale entwickeln:
- Schaffe dir einen speziellen Trigger (z.B. ein bestimmtes Getränk)
- Etabliere eine feste Schreibroutine
- Musik:
- Vermeide Musik mit Text, besonders in deiner Muttersprache
- Filmmusik (z.B. Ennio Morricone)
- Instrumentale elektronische Musik
- Playlist speziell fürs Schreiben erstellen
Wichtige Hinweise für erfolgreiches Schreiben
Schalte die Rechtschreibprüfung aus: Die roten Unterlinien aktivieren sofort deine kritische Stimme und unterbrechen den kreativen Fluss.
Dokumentiere dein Schreibverhalten:
- Notiere, was du vor dem Schreiben gemacht hast
- Analysiere, welche Aktivitäten zu guten Schreibsessions führen
- Identifiziere, was dich in die kritische Stimme bringt
Erkenne die Anzeichen: Wenn das Schreiben sich wie eine Qual anfühlt, bist du wahrscheinlich in deiner kritischen Stimme gefangen.
Fazit
Das Verständnis dieser beiden "Stimmen" kann dein Schreiben grundlegend verändern. Wenn du lernst, bewusst zwischen kreativer und kritischer Stimme zu wechseln, wird dein Schreibprozess nicht nur effektiver, sondern macht auch wieder mehr Spaß.
Denk daran: Die kreative Stimme ist deine Spaßkanone, die kritische Stimme deine Qualitätskontrolle. Beide haben ihre Berechtigung – aber eben zur richtigen Zeit.