Schreiben trainieren: Das oft übersehene Erfolgsgeheimnis für Autoren

Gian  - Oktober 13, 2024

In diesem Beitrag widmen wir uns einem Thema, das für viele Autoren beinahe tabu ist: dem Trainieren des Schreibhandwerks. Es mag zunächst wie ein schmutziges Wort klingen, aber es könnte der Schlüssel zu deinem Erfolg als Autor sein.


Warum ist Schreiben trainieren so wichtig?

Lass uns zunächst einen Blick auf andere kreative und leistungsorientierte Bereiche werfen:

Musiker

Kein ernsthafter Musiker würde es wagen, vor einem Live-Publikum aufzutreten, ohne jahrelang sein Instrument geübt zu haben. Ob Gitarre spielen oder Gesangsstunden nehmen – das Training ist ein selbstverständlicher Teil ihres Berufs.

Sportler

Ähnlich verhält es sich im Sport. Niemand gewinnt eine Olympiamedaille, indem er nur anderen beim schnellen Laufen zuschaut. Hartes und kontinuierliches Training ist der einzige Weg zum Erfolg.

Das Schreib-Dilemma

Beim Schreiben haben wir ein kleines Luxusproblem: Wir alle haben in der Schule Deutsch gelernt und können schreiben. Das verleitet viele zu dem Trugschluss, sie könnten nun auch problemlos ein Buch verfassen.

Doch Vorsicht: Nur weil wir schreiben können, heißt das noch lange nicht, dass wir wissen, wie man Bücher schreibt.

Schreibhandwerk verstehen

Schon beim kaufmännischen Schreiben, wie dem Verfassen von Geschäftsbriefen, gibt es spezielle Regeln, die in der Berufsschule gelehrt werden. Beim Bücherschreiben ist der zu erlernende Wissensschatz noch viel umfangreicher.

Es ist kein Zufall, dass wir von "Schreibhandwerk" sprechen. Es ist tatsächlich ein Handwerk, das man nicht nur erlernen kann, sondern auch sollte, wenn man es mit dem Bücherschreiben ernst meint.

Die Handwerksmetapher

Um bei der Handwerksmetapher zu bleiben:

  • Was wir in der Schule gelernt haben (Rechtschreibung und Grammatik), sind die Basics.
  • Es ist, als hätten wir gelernt, wie man einen Schraubenzieher benutzt, einen Winkelschleifer einsetzt oder eine Motorsäge verwendet.
  • Aber nur weil wir wissen, wie man diese Werkzeuge benutzt, heißt das noch lange nicht, dass wir einen Schrank bauen oder einen Motor zusammensetzen können.

Genauso ist es mit dem Bücherschreiben. Die Grundlagen zu beherrschen bedeutet nicht automatisch, dass wir wissen, wie man ein Buch schreibt.

Was gehört zum Schreibhandwerk?

In einer ersten Stufe solltest du dir aneignen, welches Wissen es für das Bücherschreiben gibt. Hier einige absolute Basics:

  1. Aktive Sätze bilden
  2. "Show, don't tell" anwenden
  3. Wortwiederholungen vermeiden
  4. Direkte Rede richtig begleiten
  5. Erzählperspektiven einhalten

Ein hervorragender Ausgangspunkt, um diese Grundlagen zu erlernen, ist das Buch "Das Leben und das Schreiben" von Stephen King. Es bietet eine solide Basis für das Fundament, das du dir aneignen solltest.

Wenn du diese Grundlagen beherrschst, wirst du nicht nur besser schreiben, sondern es wird dir auch die Augen dafür öffnen, dass es da draußen noch viel mehr gibt, was man erlernen und trainieren kann und sollte.

Wie trainierst du Schreiben?

1. Lesen, lesen, lesen

Die erste und wichtigste Regel lautet: Lies so viel du kannst, so oft du Zeit findest.

  • Konzentriere dich auf das Genre, in dem du selbst schreiben möchtest.
  • Lies auch genreübergreifend, wenn du die Zeit dazu findest.
  • Am wichtigsten: Lies Bücher von Meistern, von etablierten Autoren, von Erfolgsautoren.

Es bringt nichts, wenn du Handwerk von Anfängern oder nur fortgeschrittenen Autoren studierst. Halte dich an die Meister.

Wie du Meister erkennst, wird ausführlich im kostenlosen Minikurs "Autorenlevel einfach verstehen" auf autorenlevel.de erklärt. Dort findest du auch einen Fragebogen zur Standortbestimmung und Tipps, wie du das nächste Level erreichen kannst.

2. Lesen und Analysieren

Beim Lesen gibt es zwei Phasen:

  1. Lies zunächst aus Spaß und Vergnügen. Gehe nicht sofort analytisch an ein neues Buch heran.
  2. Wenn dir das Buch gefallen hat, überlege anschließend: Warum hat es mir gefallen?

Dann beginne, das Buch zu studieren. Frage dich:

  • Haben mir die Satzanfänge besonders gut gefallen?
  • Waren die Action-Szenen sehr gut (im Falle eines Thrillers)?
  • Waren die Liebesszenen besonders prickelnd geschrieben?
  • Wie waren die Beschreibungen von Landschaften oder neuen Schauplätzen?
  • War das Buch extrem charaktergetrieben?
  • Haben mich die Cliffhanger gepackt?

Identifiziere, was dir besonders gefallen hat, denke darüber nach und beginne dann, gezielt diese Dinge in deinem eigenen Schreiben zu trainieren.

3. Gezieltes Üben

Wenn du erkannt hast, was dir an den Büchern der Meister gefällt, konzentriere dich darauf, diese Aspekte in deinem nächsten Projekt zu üben.

  • Bist du begeistert von den Cliffhangern? Dann übe in deinem nächsten Buch oder deiner nächsten Geschichte, Cliffhanger zu schreiben.
  • Haben dich die Kapitelanfänge fasziniert? Dann lege in deinem nächsten Werk besonderes Augenmerk auf die Kapitelanfänge.

Wichtig: Trainiere nicht zu viele Dinge auf einmal. Konzentriere dich auf ein oder zwei Themen und versuche, darin besser zu werden.

4. Die oft übersehene Technik: Abschreiben

Hier ist eine Technik, die die meisten wahrscheinlich nicht umsetzen werden, die aber äußerst effektiv ist: Schreibe ab, was dir gefällt.

  • Hast du ein Buch gefunden, das dir gefällt?
  • Hat dir eine bestimmte Textpassage oder ein Kapitel besonders gut gefallen?
  • Dann schreibe es ab. Lass es durch deine eigenen Finger fließen.

Ja, durch Lesen wirst du besser. Durch optisches Studieren kannst du viel lernen. Aber wie beim Laufen wirst du nicht besser, indem du einem 100-Meter-Läufer beim Rennen zusiehst. Du wirst nur besser, wenn du selbst trainierst.

Das Abschreiben mag zeitaufwendig sein, aber wir sprechen hier von Training. Es wird dazu führen, dass dein Erfahrungsschatz in deinem Unterbewusstsein wächst. Wenn du dann im kreativen Stadium bist und schreibst, werden diese Dinge den Weg aufs Papier oder in den Computer finden.

Natürlich geht es nicht darum, Wort für Wort zu kopieren oder Texte zu plagiieren. Es geht darum, Techniken zu verinnerlichen.

Fazit: Der Weg zum Erfolg

Wenn du es ernst meinst mit dem Schreiben und vielleicht sogar eine Karriere als Autor oder Autorin anstrebst – was dank des Selbstpublishings heute einfacher ist denn je – dann solltest du ernsthaft darüber nachdenken, regelmäßig zu trainieren.

Das Training verschafft dir einen Vorsprung gegenüber anderen. Du wirst besser, und wenn man besser wird, kommt der Erfolg früher oder später von selbst – vorausgesetzt, man bleibt dran.

Ohne Training, ohne an dir zu arbeiten, wirst du kaum besser werden. Dann wird es auch schwierig mit der angestrebten Karriere.

Dieses Prinzip gilt übrigens für alles im Leben, nicht nur fürs Schreiben.

Ich hoffe, du erkennst jetzt, wie wichtig es auch als Autor ist, zu üben und zu trainieren. Falls du das bisher nicht getan hast, ist es ein Fehler, den du ab sofort korrigieren kannst.

Denk daran: Das Trainieren des Schreibhandwerks mag zunächst wie eine zusätzliche Belastung erscheinen, aber es ist der Schlüssel zu deinem Erfolg als Autor. Nimm dir die Zeit, übe regelmäßig und du wirst die Früchte deiner Arbeit ernten. Deine Leser und deine zukünftige Autorenkarriere werden es dir danken!

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Über 

Gian

Es war schon immer mein Traum, Schriftsteller zu sein. Dabei ging es mir nie ums große Geld oder darum, berühmt zu werden. Mich faszinierte die Möglichkeit, mein Leben selbst in der Hand zu haben. Zu entscheiden, wann und wo ich arbeite. Selbstbestimmt zu sein. Ortsungebunden.
2019 habe ich mein erstes Buch bei Amazon veröffentlicht.
Seit April 2022 lebe ich vom Schreiben. Da das in der teuren Schweiz nicht möglich war, haben wir (meine Frau und ich) beschlossen, die Wohnung zu künden und auf unbestimmte Zeit in unseren Campingbus zu ziehen und durch Europa zu reisen.

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